Alles hat seine Zeit! Hat alles seine Zeit?

Sich für sein Kind Zeit nehmen - das müsste eine vorrangiges Ziel der Eltern sein. Der Umgang mit der Zeit fällt aber vielen Menschen schwer. Manche haben selten „Zeit“ oder man „nimmt“ sich keine Zeit. Das Zeitproblem beginnt schon im Kinder- und Jugendalter. In einer Klasse am Nachmittag einen gemeinsamen Termin zu finden, wird zunehmend schwieriger. Durch Freizeitaktivitäten sind Kinder oft erheblich be- oder gar überlastet. Offenbar sind auch die Ablenkungsanreize inzwischen so vielfältig, dass man doppelt und dreifach zeitlich belastet ist. Während man isst, sieht man fern. Während man spielt, hört man Musik, während man telefoniert, arbeitet man am Computer. Während man liest,... Wundern Sie sich, dass auch manche Kinder ein Problem damit haben, sich richtig zu konzentrieren?
Das Einüben des richtigen Umgangs mit seiner „Zeit“ sollte schon vor dem Kindergarten beginnen. Es ist zunächst einmal wichtig, einem Kind eine gewisse Regelmäßigkeit von Abläufen eines Tages zu vermitteln. Dies bedeutet für ein Kind auch Orientierung und damit Sicherheit. Es gibt eine bestimmte Zeit, in der man zu Bett geht oder aufsteht. Wer nun keinen Wert auf solche „Zeitpunkte“ legt, der erzieht sein Kind „zeitlos“ und verhindert, dass bei seinem Kind ein „Gefühl für Zeit“ entsteht.

Die ersten Probleme tauchen auf, wenn vom Kindergarten bestimmte Zeitfenster festgelegt werden. Noch schwieriger wird es später, wenn die Schule einen festen Stundenplan vorschreibt, welchen ein Kind ohne Zeitbegriff befolgen soll. Wir erleben in der Schule bisweilen Kinder, denen jeglicher Zeitbegriff fehlt. Sie essen und trinken, reden und spielen, kommen und gehen nach einem völlig unstrukturierten Plan. Wahrscheinlich gehen sie abends ins Bett, wenn sie eine Müdigkeitsgrenze überschritten haben. Morgens im Unterricht sind sie dann unaufmerksam – keine gute Startbedingung für ein intensives Lernen.


Manche meinen auch, dass Kinder sich ein eigenes Zeitschema aneignen sollten. Die Rhythmisierung von Essens-, Schlafens- und Spiel- oder Arbeitszeiten sind jedoch Lebensgrundlagen und dienen der eigenen Orientierung, die ein Kind einmal nötig brauchen wird. Wer seinen Kindern kein Zeitraster vermittelt, nimmt ihnen etwas weg - nämlich eine gute Hilfe zur Orientierung in seiner Umwelt. Manche sagen: Später kann mein Kind das ja noch lernen. Diese Auffassung verkennt, dass eingefahrene Strukturen nur sehr schwer und sehr langsam wieder zu ändern sind. Schule versteht sich eher als unterstützende Fortführung der bisherigen Erziehung eines Kindes.

Und was mache ich, wenn mein Kind trödelt? Patentrezepte gibt es dafür sicher nicht, generell gilt jedoch: Nur wer seinen Kindern Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit vorlebt, kann von diesen auch dasselbe erwarten. Ab einem gewissen Alter ist außerdem wichtig, dass Ihr Kind die Konsequenzen seiner Trödelei auch einmal selbst ausbaden muss. Ein Kind, das immer von der Mutter gebracht wird, wenn es morgens den Schulbus verpasst hat, wird sich kaum beeilen, denn es kommt ja auch so pünktlich zur Schule. Solange Kinder die Konsequenz ihrer Trödelei nicht auch einmal "ausbaden" müssen, haben sie keinen Grund damit aufzuhören. Oder würden Sie sich so einen Stress machen, wenn es immer jemanden gäbe, der Ihnen die Kartoffeln aus dem Feuer fischt und Sie noch schnell in die Schule bringt?