Die erste urkundliche Erwähnung einer Schule in Beckingen stammt aus dem Jahr 1580. In diesem Jahr gründete der damalige Pfarrer Jodocus eine Pfarrschule (als Winterschule) in Beckingen. Er selbst unterrichtete vermutlich die Kinder. In späterer Zeit waren auch Küster, Handwerker, Bauer oder Tagelöhner Lehrer der Kinder. Eine besondere Qualifikation benötigte man für diese Lehrertätigkeit damals nicht.

Der Unterricht wurde in den Wintermonaten erteilt. Es wurden hauptsächlich Religion, Lesen (im Psalter) und Singen (von Lieder für die Heilige Messe) unterrichtet. Die Fähigkeit des Schreibens ging oft über das Schreiben des eigenen Namen nicht hinaus.

Bis ins Jahr 1739 haben wir keine weiteren Berichte über das Schulwesen in Beckingen. Rektor Eltges vermutet in der Schulchronik 1, das eventuell neben der Pfarrschule noch eine weitere Schule bestand, die von der Deutschherren Komturei betrieben wurde und deren Lehrer ein Bruder der Ordensgemeinschaft war.

Aus dem Jahr 1739 liegt ein Visitationsbericht des Weihbischofs vor. Hierin wird das Schulgebäude folgendermaßen beschrieben: „ Es war ein einstöckiges Häuschen mit Strohdach und zwei miteinander durch die Tür verbundenen Wohnräumen, von denen der eine Schulstube, der andere Wohnstube war. … Die Schule war die Stube links der Eingangstür. … Die Schule ist zu dunkel, und es fehlt ein weiteres Fenster, und auch Bänke fehlen, denn die Mädchen, die von den Jungen getrennt sind, müssen einstweilen auf dem Boden sitzen.“ (vgl. W. Jakobs)

Dieses Problem wird von der Beckinger Pfarrei gelöst, aber es kommen durch zunehmende Kinderzahl neue Probleme. So heißt es in einem weiteren Visitationsbericht aus dem Jahr 1772, dass der Schulmeister die Kinder sehr gut unterrichtete, aber leider das Schulhaus zu klein sei und das Zimmer kaum alle Schüler fasste.

Der Standort dieses vermutlich ersten Schulhauses war am Bolzenberg zwischen dem Gärtner-, Schäfer- und Kutscherhaus der Deutschherren-komturei.

Damals wurden die Lehrer im Wesentlichen in Naturalien bezahlt oder von den Eltern der Schulkinder beköstigt. Zusätzlich übernahmen sie oft das Amt des Küsters in der Pfarrei, was ihr geringes Gehalt deutlich aufbesserte.

Nach der französischen Revolution kamen Beckingen und Fickingen (Saarfels) zum preußischen Königreich (Regierungsbezirk Trier). Auch das Schulwesen wechselte von der kirchlichen unter die staatliche Aufsicht. Die Anforderungen an die Lehrer wurden höher. Die neue Regierung legte mehr Wert auf die Schulhäuser und führte Kreisschulinspektoren ein. Die Schulbezirke wurden festgelegt. Am 8. März 1819 legte Bürgermeister Dillschneider zusammen mit den Ortspfarrern und Gemeindevorstehern die Schulstandorte Im Bürgereibezirk Haustadt fest. Der Schulstandort für die Gemeinden Beckingen und Saarfels (Fickingen) wurde in Beckingen festgelegt. In der Schulchronik heißt es, dass zu dieser Zeit 85 Kinder die Schule besuchten (43 Knaben und 42 Mädchen). Der Unterricht erfolgte nun an allen Werktagen und ganzjährig. Die Winterschule wurde abgeschafft. Morgens wurden die älteren Kinder und nachmittags die jüngeren Kinder unterrichtet. In einer Verordnung der Regierung von 1817 wird die Schulpflicht für alle Kinder vom 6. bis 13. Lebensjahr festgelegt.

Das Lehrergehalt betrug zu diesem Zeitpunkt 90 bis 100 Taler im Jahr und erhöhte sich, wenn der Lehrer den Küsterdienst übernahm auf 120 Taler.

Bis ins Jahr 1828 war die Schule in Beckingen einklassig d.h. es unterrichtete dort nur ein Lehrer. Als in diesem Jahr die Schülerzahl die Zahl 200 (!!) übersteigt, wurde eine weitere Lehrerstelle besetzt. Es wurde eine Lehrerin eingestellt und eine Knaben- und Mädchenklasse eingerichtet.

Ein zweites Schulhaus wurde um das Jahr 1789 auf dem Grundstück gegenüber dem Pfarrhaus errichtet. Während der nächsten 50 Jahre trat keine wesentliche Erhöhung der Schülerzahl ein. Erst 1879 ordnete die Regierung die Bildung einer weiteren Klasse an. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Schülerzahl dann rapide. 1893 wurde eine vierte, 1889 eine fünfte Klasse (276 Schüler) gebildet. Die Gemeinde Saarfels (Fickingen) stieg 1890 aus dem Schulverband aus, weil sie genügend Schüler für die Bildung einer eigenen Schule hatten und sie den Kindern den täglichen Fußweg von ½ Stunde nicht mehr zumuten wollten. Dennoch wurde bereits 1906 eine sechste, 1909 eine siebte, 1919 eine achte und 1921 eine neunte Klasse gebildet.

Da das alte Schulhaus (Talstraße) gegenüber der Kirche schon um 1900 viel zu klein war wurde 1902 ein neues Schulhaus mit drei Klassensälen und drei Wohnungen in der Schulstraße 1 errichtet. Im Jahr 1908/1909 entstand nochmals ein Neubau mit vier Sälen in der Schulstraße 3.

Durch das weitere Wachsen des Ortes und der Kinderzahl musste 1930 die zehnte und 1936 die elfte Klasse errichtet werden. Weitere Klassensäle wurden im alten Krankenhaus (heute Rathaus) geschaffen.

 

 

 

Am Ende des zweiten Weltkrieg wurden die Schulgebäude durch Kriegseinwirkungen zum Teil unbrauchbar, so dass bei Wiedereröffnung der Schule am 1. Oktober 1945 nur wenige Räume zur Verfügung standen. Aus diesem Grund wurde „Schichtunterricht“ von morgens 8 Uhr bis nachmittags 18.30 Uhr erteilt.

Der Gemeinderat erkannte die unzureichende Situation und beschloss einen Anbau an das Schulhaus Schulstraße 3. 4 weitere Säle wurden angebaut. Am 24. August 1950 wurde dieser Erweiterungsbau feierlich eröffnet und die Schulraumnot vorläufig behoben.

Ebenfalls im Jahr 1950 wurde eine evangelische Schule eingerichtet, in der 35 Kinder unterrichtet wurden.

Die Gemeinde Beckingen schrieb 1963 aufgrund weiter steigender Schülerzahlen und akuter Raumnot einen Architektenwettbewerb aus. Im Herbst 1965 wurde mit dem Bau des Siegerentwurfes begonnen. Es wurde ein Gebäude mit 4 Klassensälen errichtet, daneben eine Pausenhalle und eine Kleinschwimmhalle mit Lehrschwimmbecken.

Im Jahr 1970 wurde die katholischen Volksschule von Beckingen und Saarfels und die evangelische Grundschule in der Grund- und Hauptschule Beckingen zusammengeschlossen. Diese Schule blieb bis 1987 bestehen, bevor sie in eine Grundschule und eine Hauptschule geteilt wurde.

Die Grundschule existiert bis heute weiter.

Aus der Hauptschule wurde 1997 eine Sekundarschule und eine paar Jahre danach eine erweiterte Realschule. Zum Schuljahr 2012/13 wurde aus ihr eine Gemeinschaftschule.

 

M. Breinig, Rektor Grundschule Beckingen

 

a) ELTGES : Schulchronik 1, S. 100 ff, 1922ff

b) JAKOBS, Wolfgang: Die Geschichte der Gemeinde und Pfarrei und der Deutschherren-Komturei Beckingen, Trier 1969

c) KELL Johann Heinrich: Geschichte des Kreises Merzig, Merzig 1925

d) NIEDERKORN, Hermann: Die Geschichte von Beckingen, Merzig 1951

e) 150 Jahre Amt Beckingen 1816 – 1966. Die Geschichte des Amtes und seiner Gemeinden, Beckingen 1966

f) HENRICH Christine, SILVANUS Monika; URHAHN Martin, SCHOMMER Volkmar: Beckingen im Wandel der Zeit. Eine Darstellung der Geschichte und Gegenwart der Gemeinde Beckingen und ihrer Gemeindebezirke, Beckingen 1991.